Instrumentenkunde


Ein bisschen mehr zu wissen und zu verstehen schadet oft nicht und ist auch hilfreich bei der Wahl des richtigen Instruments, dem Abstellen von festgestellten Ursachen etc.


Wie haben viele Instrumente die wie Geschwister aussehen und sogar unter Musikern und in Fachgeschäften wird oft Falsches vertreten, erzählt oder als richtig verkauft.

Viele Wirrungen drehen sich bei Blechbläsern um die Anzahl der Ventile, die Begriffe Mensur und Bohrung, das Entstehen von Tönen und die Auswirkungen von Luftschwingungen.

All diese Dinge werdet ihr bei Kauf eines Instruments hören - doch Schluss mit Märchen - ihr wisst worum es geht.


Wir beginnen mit den Geschwistern

Euphonium, Bariton, Tenorhorn

 

Sie hören sich ähnlich an, werden in gleicher Weise gespielt und man kann sie auf den ersten Blick nicht lokalisieren.

 

Nein, das links ist kein Euphonium!

 

Mittlerweile ist der Markt so groß, dass die Grenzen zwischen den Instrumenten verschwinden und es Baureihen gibt, bei denen eine Zuordnung nicht mehr möglich ist.

 

 

Hier ein paar Mythen!

Ein Bariton hat immer Drehventile und ein Euphonium Pumpventile - falsch!

Ein Euphonium ist auch leicht an der geraden Bauform zu erkennen - falsch!

Ein Bariton hat 4 Ventile und ein Tenorhorn nur 3, das Euphonium kann 3 oder 4 haben - falsch!

Ein Bariton hat eine größere Mensur, mindesten über 14 - richtig und doch falsch!

Ein Tenorhorn ist im Violinschlüssel geschrieben und ein Bariton im Bassschlüssel - richtig und doch falsch!

Bariton und Tenorhorn sind das gleiche Instrument, es heißt nur die Stimme so - falsch!

Gute Musiker spielen die Tenorhornstimme mit dem Bariton, weil das den besseren Ton ergibt - falsch!

So gäbe es noch viele Behauptungen aufzuzählen, die ihr im Internet oder sogar bei Händlern und Kollegen vernehmen könnt.

In oberer Galerie seht ihr alles Baritone mit Ausnahme von einem Instrument, das ist ein Tenorhorn.

Das Tenorhorn ist ganz rechts und sieht aus wie das ganz linke Instrument.

Würdet ihr das linke und das rechte Instrument mit Wasser füllen, dann würdet ihr schon einen Unterschied merken. Im linken Instrument hat viel mehr Wasser platz.

 

Damit sind wir bei einem Unterscheidungsmerkmal - der Mensur.

Das Euphonium hat das größte Volumen, dann kommt die Mensur des Bariton und das Tenorhorn hat die kleinste, trichterförmige Mensur bei annähernd gleicher Rohrlänge des Instruments.

 

Mensur

" Bei Blasinstrumenten bezeichnet die Mensur das Verhältnis der Weite zur Länge des Rohrs /Bei Mundstücken die Abmessungen des Mundstücks.

Engmensuriert und Weitmensuriert bedeutet - Das Mundrohr ist leicht konisch oder zylindrisch, ca. 60 der Gesamtlänge sind zylindrisch, der Schalltrichter ist weit geöffnet. Ist diese Ausführung eher schmal, dann ist sie eng ist das voluminöser ausgebildet ist das weit. Die Mensur beschreibt also den gesamten Rohrbereich von Mundstück bis Schalltrichter.

Bohrung

Instrumente ohne Bohrung (z.B. Fanfare, Alphorn, Klarinette) haben also nur eine Mensur. Bei Ventilinstrumenten muss die in Schwingung gesetzte Luft durch die verschiedenen Öffnungen der Ventile, je nach dem wie sie gedrückt sind. Das ist sozusagen eine Engstelle, die Einfluss auf die Luftschwingung und damit auf den Ton hat. Dies beeinflusst den Ton.

Die Bohrung kann eng oder weiter, zylindrisch oder konisch sein. Ein Millimeter Unterschied in der Bohrung sind Welten.

Da sich die Wegstrecke je nach dem welches Ventil man gedrückt hat, zudem verändert, verändert sich dadurch zusätzlich der Ton. Werden Ventil 1 u. 3 gedrückt wird die Wegstrecke kürzer, der Ton etwas höher (kranke Töne), hat man ein 4. Ventil als Ersatz für 1 u. 3, so passt die Länge wieder und auch die Tonhöhe. Das ist bauartbeding nicht anders möglich. Wer also nur 3 Ventile hat braucht einen Trigger oder muss das mit dem Ansatz ausgleichen (lockerer lassen).

 

Die Bohrung ist also Teil der Mensur aber nicht das gleiche!

 

 

An der Bauart, gerade, deutsche Bauweise, oder mit Schallbecher nach vorne wie es in Oberkrain gebräuchlich ist oder die neuere böhmische gebogene Bauweise oder die gerade anglikanische Bauweise lassen also keinen Schluss auf das Instrument zu.

Je mehr Volumen ein solches Instrument hat, desto größer ist auch die Schwingfläche des Metalls. Ein größeres Instrument klingt daher weicher, voller und sonorer. Ein besonders sonorer Ton wird dem Kaiserbariton zugesprochen. Bereits der Namenszusatz von Kaiser soll etwas Besonderes hervorheben und wohl mehr zum Kauf anreizen.

 

Weil das Bariton den volleren Ton hat spielen gute Tenorhornisten ihre Stimme mit einem Bariton. 

Doch ist das ein Qualitätsmerkmal, wenn ich im Orchester hohe klare Töne und keine sonoren benötige? Entscheidet selbst ob das einen Sinn ergibt!

 

Ein zweites Merkmal ist die Bohrung. Das heißt der Durchmesser des Durchgangs durch die Ventile.

Das sieht man von außen nicht und Mikromillimeter sowieso nicht. Diese Bohrung kann gleichmäßig gerade sein oder sich im Weg der Luft vergrößern (konische Bohrung).

Das bewirkt:

Große Bohrung, geht viel Luft durch, langsamere Geschwindigkeit der Luft, wenig Rückstau.

Enge Bohrung, viel Rückstau, geht weniger Luft jedoch mit höherer Geschwindigkeit durch.

Diese Faktoren haben auch Einfluss auf Schallwellen und damit den Ton.

Ein Tenorhorn hat eine Bohrung von  ca. 12,5 - 13,9 , ein Bariton von 14,2 - fast 16 und ein Euphonium von ca. 15 - 16,5.

 

Tenorhörner, Baritone und Euphonien gibt es mit drei und vier Ventilen, Baritone sogar mit 5. Also ist das kein Unterscheidungsmerkmal.

 

Baritonnoten sind immer im Bassschlüssel und Tenorhornstimmen im Violinschlüssel notiert, ist ebenfalls nicht richtig.

Tenorhornnoten gibt es nur im Violinschlüssel, das stimmt. Bariton- und Euphoniumnoten gibt es sowohl im Violin- als auch im Bassschlüssel notiert.

 

Oh, also bräuchte man ja möglichst zwei Instrumente um die Stimmlagen in kleinen Formationen abdecken zu können. Genau darin liegt das Problem. Die Stimmlage lässt sich mit allen drei Instrumenten abdecken - es ist eben ein etwas anderer Klang.

Ein gutes Horn kostet schnell mal 4000 € und mehr. Welcher Laie legt sich deshalb ein Bariton und ein Euphonium oder Bariton und Tenorhorn zu, wenn man die Noten der jeweiligen Stimme mit jedem dieser Instrumente spielen kann?

Genau das ist das Problem, warum viele Baritone die Tenorhornstimme spielen.


Ok, sorry, es gibt auch einige die die Baritonstimme mit einem Tenorhorn spielen - warum eigentlich?

Ein Grund ist vielleicht der Kauf und das Vorhandensein des Instruments.

Ein anderer Grund liegt in der Erreichbarkeit hoher Töne.

Um den klaren hohen Klang des Tenorhorn zu bekommen, hat das Tenorhorn eine kleinere Bohrung, kleinere Mensur und ein etwas kleineres Mundstück. Damit lassen sich höhere Töne trotz schlechterem Ansatz leichter erreichen. Ganz leicht natürlich in der mittleren Lage des Bariton.

So hat ein Musikschüler einen schnelleren Erfolg, wenn er die ab und zu vorkommenden höheren Töne der Baritonstimme erreicht. Also wird dem Schüler ein Tenorhorn in die Hand gedrückt. Schon ist es passiert. Er hat ein Tenorhorn für die Baritonstimme.

Das Manko ist dann, dass der sonore Klang fehlt.

Bei den meisten Laienorchestern wird man das nicht hören, da entweder das Liedgut es nicht hergibt oder die Besetzung der Instrumente so nicht angeordnet werden kann.

Wenn alle Tenorhornspieler ein echtes Tenorhorn, die Euphonisten ein Euphonium und die Baritonisten ein echtes Bariton nutzen würden, dann würde man das hören.

In der Regel wächst man im Orchester mit der Baritonstimme heran und wenn man weit genug und Bedarf ist wechselt man vielleicht ins Tenorhornregister. Der Wechselnde braucht sich deshalb kein Tenorhorn kaufen, wenn der erste Tenorhornist seine Stimme mit einem Bariton spielt. Die beiden Töne vermischen sich derart, dass der echte Tenorhornklang nicht entsteht, sondern nur noch ob gut gespielt wird oder falsche Töne dabei sind.

Dies gilt für die beiden anderen Instrumente in deren Register auch.


Aber das Euphonium hat doch den größten Tonumfang und das Tenorhorn den kleinsten.

Nein, der Tonumfang hängt zunächst vom Können des Musikers ab. Ein Dreiventiliges Instrument hat einen geringeren Tonumfang, da die Töne nach unten ab dem fis begrenzt sind. Mit einem vierten Ventil kann diese Lücke des Tonumfangs geschlossen werden. Einzig wahr ist, dass man mit einem engen Instrument schwerer nach unten spielen kann - aber dort sind die Tenorhornnoten auch nicht zu finden.

 

Jedes Instrument hat seinen Reiz. 

Können, Pflege und ständige Übung sind immer Voraussetzung für den Genuss des jeweiligen Tons.

 

Also vor einer Investition immer überlegen, Fragen, Ratschläge und Hilfe annehmen.

Wer sich interessiert kann auf youtube mal nach Matonizz suchen. Der spielt seine Sachen meist auf einem JP 247 Euphonium, einem sehr günstigen Instrument dieser Klasse. Ihr werde sehen und hören - es gibt kein schlechtes Instrument, sofern funktionsfähig, es gibt nur unzureichendes Können.

 

Ich hoffe euch etwas geholfen zu haben.


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